Transnationale Schweiz - Netzwerke paramilitärischer Gewalt im 20. Jahrhundert.

Nachwuchsworkshop Militärgeschichte unterstützt vom AKM
Datum: 
Freitag, 10. November 2017
Ort: 
Zürich
Deadline: 
Samstag, 1. Juli 2017

Politische Gewalt und Bedrohungen für die staatliche Sicherheit sind häufig nicht mehr durch den klassischen Dualismus "militärische Invasion von aussen" oder "Rebellion/Revolution im Inneren" charakterisiert, sondern gehen vielmehr oft von transnationalen paramilitärischen Netzwerken aus. Das gilt nicht nur in Bezug auf die medial sehr präsente Gefahr durch dschihadistischen Terrorismus. Auch an sich traditionelle Mächte wie Russland üben Gewalt ausserhalb des eigenen Territoriums nicht nur durch reguläre Streitkräfte, sondern zunehmend durch transnationale, paramilitärische Strukturen aus, wie sich beim Waffengang in der Ostukraine deutlich gezeigt hat.

Auch wenn sich hier ein Trend im 21. Jahrhundert zu akzentuieren scheint, spielten transnationale paramilitärischen Netzwerke bereits im 20. Jahrhundert eine bedeutende Rolle als Akteure politischer Gewalt. Die formal neutrale Schweiz nahm für diese Netzwerke immer wieder eine zentrale Rolle ein als Ort für Organisation, Nachschub, Propaganda, Diplomatie und gelegentlich auch als Gewaltschauplatz. Im Hinblick auf ein besseres Verständnis aktueller Formen politischer Gewalt und (para-)militärischer Bedrohungslagen bietet sich deshalb eine historische Analyse an.

Der Workshop soll sowohl anhand konkreter Fallstudien als auch durch eine abschliessende Syntheseleistung vertieft die Strukturen und Wirkungsweisen transnationaler paramilitärischer Netzwerke untersuchen, die im 20. Jahrhundert in der Schweiz wirksam waren. Dazu suchen die Organisatoren Forschungsprojekte, die sich in irgendeiner Form mit dem Workshop-Thema auseinandersetzen. Insbesondere sind Beiträge zu folgenden Themenfeldern von Interesse:

1)   Emigranten und Exildissidenten, die in der Schweiz Knotenpunkte von paramilitärischen Netzwerken gebildet haben. (Beispiele sind russische Anarchisten beziehungsweise Sozialrevolutionäre und Jungtürken zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit dem FLN verbundene Algerier und dann Palästinenser in der Zeit des Kalten Kriegs, oder Albaner im Umkreis der UCK in den 1990er Jahren.)

2)   Schweizer Akteure - Organisationen, Institutionen, Einzelpersonen - die in transnationale paramilitärische Netzwerke integriert waren. (Beispiele sind Unterstützungsnetzwerke für die terroristische OAS während des Algerienkriegs, für militante Palästinenser ab den späten 1960er Jahren oder für linksrevolutionäre "Stadtguerillas" in Deutschland und Italien in den 1970er/1980er Jahren.)

3)   Transnationale paramilitärische Netzwerke, die in der Schweiz Gewalt gegen Exildissidenten bzw. politische Gegner ausübten. (Beispiele sind die Anschläge der Main Rouge gegen Unterstützer des algerischen Unabhängigkeitskampfes oder später die Attentate auf rumänische Dissidenten, verübt von einer militanten Organisation im Solde des rumänischen Geheimdienstes, der auch Schweizer angehörten.)

Paper Proposals mit einem Arbeitstitel, einem Abstract von 200-400 Wörtern und einem kurzen CV werden erbeten an Adrian Hänni (adrian@adrianh.ch).

Der Workshop wird finanziell unterstützt vom Arbeitskreis Militärgeschichte (AKM).

Es steht ein Budget für Reisekostenzuschüsse zur Verfügung; insbesondere Doktoranden können die Reisekosten erstattet werden. Mittagessen und Verpflegung während des Workshops sind für die Teilnehmer kostenlos.

Tagungsort: TBA (ETH Zürich | Universität Zürich)

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Kontakt:

Dr. Adrian Hänni

FernUni Schweiz

adrian@adrianh.ch