Ein neuer Streit um das deutsche Motiv für den Angriff auf Verdun im Februar 1916
Holger Afflerbach, Gerd Krumeich, Christian Stachelbeck
Aufsatz
Veröffentlicht am: 
09. Oktober 2017
Schwerpunktthema: 
DOI: 
10.15500/akm09102017

Wir geben hier eine Diskussion wieder, die sich ganz spontan im Rahmen der Tagung "Les Batailles de 1916" entwickelt hat, die die Mission du Centenaire im Mai letzten Jahren in Paris durchgeführt und an der u.a. wir drei teilgenommen haben. In der Diskussion um die Motive für den Angriff auf Verdun im Februar 1916 betonte Holger Afflerbach, dass es Generalstabschef Falkenhayn sehr wohl um eine schwere Schädigung der Franzosen gegangen sei. Gerd Krumeich fiel darob aus allen Wolken: dies erinnere ihn doch stark an Falkenhayns "Ausblutungsthese". Denn gerade Holger Afflerbach werde doch auf Jahrhunderte berühmt bleiben, weil er schon vor fast 20 Jahren den Mut und die Klarsicht hatte, bereits in seiner Falkenhayn Biografie den Nachweis zu führen, dass die "Weihnachtsdenkschrift" von Falkenhayn, wo er in der Tat vom Ausbluten der Franzosen als dem Hauptziel des Angriffs auf Verdun spricht, eine nachträgliche Fälschung sein muss. Die weitere Forschung ist Afflerbach gefolgt, hat ihn bestätigt und sein Argument noch vertieft. 1

So gerieten wir also ins heftige Diskutieren, weil Afflerbach bei seinem Standpunkt blieb: es gebe genügend andere Quellen, die eine solche Absicht Falkenhayns zeigten. Krumeich hielt stur dagegen, dass ein Fake ein Fake ist, und im Übrigen vom Ausbluten der Franzosen o.ä. erst die Rede gewesen sei (und zwar bei sehr vielen Militärs und Publizisten) als man ab Mitte März 1916 erkannte, dass die Festung nicht eingenommen werden konnte. Man habe also auf diese Art die so schrecklich gescheiterte Offensive im Nachhinein noch rechtfertigen wollen.

Die Teilnehmer und die Leitung der Tagung fanden diese Diskussion, gerade zwischen zwei Historikern, so spannend, dass wir gebeten wurden, diese doch zu vertiefen und schriftlich niederzulegen. Christian Stachelbeck, der sich ebenfalls sehr dezidiert an der Diskussion beteiligt hatte, wurde zum "Dritten im Streite".

Nun haben wir alle drei unsere Sicht der Gründe für das Verdun-Unternehmen niedergeschrieben und der Aufforderung von Markus Pöhlmann, diese auf dem Portal Militärgeschichte zu veröffentlichen, kommen wir sehr gerne nach. Vielleicht ergibt sich ja eine intensive Diskussion, die uns hilft, das große Thema endlich als beantwortet ad acta zu legen.

Die Beiträge dieses Themenschwerpunktes

Gerd Krumeich, Die Bedeutung der „Festung Verdun“ für die deutsche Planung 1916 (9. Oktober 2017)

Holger Afflerbach, Falkenhayn und Verdun (23. Oktober 2017)

Christian Stachelbeck, Erich von Falkenhayns Planung der Schlacht von Verdun 1916 (20. November 2017)

  • 1. Holger Afflerbach, Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich, München 1994; Paul Jankowski, Verdun. Die Jahrhundertschlacht, Frankfurt 2015; Olaf Jessen, Verdun 1916. Urschlacht des Jahrhunderts, München 2014.
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